Modulare KITA-Bauten für Berlin – Typ 60 plus

Gegenstand von zwei parallelen Wettbewerben war der Entwurf und die Entwicklung eines zweigeschossigen (Typ 60 plus – 60 Plätze/120 Plätze) und eines dreigeschossigen (Typ 150 minus – 150 Plätze/120 Plätze) KITA-Baus.
Entworfen werden sollte ein Holzbau, der aufgrund seines hohen Vorfertigungsgrades und seiner modularen Bauweise schnell, kostengünstig und ökologisch errichtet werden kann. Der neue Bautyp sollte flexibel auf verschiedene Grundstückszuschnitte sowie bestehende Bebauung reagieren und berlinweit in unterschiedlichen städtebaulichen Zusammenhängen realisierbar sein. Der modulare KITA-Bau Typ 60 plus in 2-geschossiger Bauweise wird derzeit in seiner kompakten Grundvariante für 120 Plätze an 4 Standorten realisiert.

Typ: Kindergarten
Ort: Berlin
Bauherr: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Berlin
Wettbewerb: 1. Preis
Leistungsphasen: 1-8
Fertigstellungen 4 Kitas: 2021/2022
BGF: 970 m²/1.430 m² (60/120 Plätze)

Perspektiven/Pläne: Kersten Kopp Architekten GmbH
Fotografien: Luna Zscharnt, Werner Huthmacher

Entwurf

Verschiedene städtebauliche Situationen erfordern einen modular aufgebauten flexiblen und kompakten Baukörper, der sich auch in beengte Grundstücke einfügen kann. Durch die Ausbildung eines Gruppenraum-, eines Funktionsraum- und eines Eingangs- und Erschließungsmoduls sind durch unterschiedliche Anordnung der Grundmodule mehrere Gebäudefiguren möglich (Riegel, L-Form, Hofhaus). Die Kita wird an einer Gebäudeecke erschlossen und lässt so Erschließungssituationen von der Längs- oder der Querseite zu. Durch Spiegelung ist das Gebäude so an viele Erschließungen anpassbar. Durch die Zweibund-Typologie mit durchgehendem Mittelflur ist das Gebäude in Längsachse oder über Eck an Bestandsbauten anschließbar und kann sich so auch in verschiedene bestehende Gebäudekompositionen einfügen. Durch die angenehme hölzerne Hülle der Kita entstehen attraktive Fassaden zu allen Gebäudeseiten, welche sich in den baulichen Kontext einfügen. Die Längsfassaden der Module erhalten Bandfenster mit einem Spiel aus Fenstern und farbigen Glaspaneelen. Die Gebäude erhalten an den verschiedenen Standorten jeweils eine eigene Standortfarbe und ein „Standorttier“ als Logo, die sich im ganzen Gebäude wiederfinden.

Struktur des Gebäudes

Dem Spielflur als Rückgrat des Hauses sind auf der einen Seite die Gruppenraum- auf der anderen die Funktionsraummodule sowie das Eingangs- und Erschließungsmodul in unterschiedlichen Figurationen angelagert. In den Gruppenraummodulen sind die den Gruppen- und Gruppennebenräumen jeweils direkt zugeordneten Sanitärbereiche so angeordnet, dass sich vor jedem Gruppenraumpaar ein gemeinsamer „Vorplatz“ mit Garderobe als Fluraufweitung ausbildet. Die zentrale Treppe schließt sich an den überdeckten und einladenden Eingangsbereich mit einem gebäudehohen Luftraum an und ermöglicht so eine gute Orientierung im Gebäude und kurze Wege in den Etagen. Von hier aus sind über Fenster Durchblicke in die anliegenden Räume sowie in den Außenraum möglich.

Lieblingsräume

Je zwei Gruppenräume und zwei Nebenräume können zu einem gemeinsamen großen Raum zusammengeschaltet werden und sind so flexibel nutzbar. Schrank- und Regalwände verstauen sämtliches Spiel- und Arbeitsmaterial, sodass die Räume flexibel als aktive Spielzimmer oder als Rückzugnischen zum Schlafen dienen. Das Holz ist als Konstruktions- und Ausbaumaterial überall sichtbar. Möbel und Wände verschmelzen zu einer haptisch angenehmen Einheit. Die hellen und holzstrukturierten Oberflächen schaffen den angemessenen Rahmen für die lebhaften jungen Nutzerinnen und Nutzer. Die großen Fenster mit den tiefen Fensterleibungen dienen als aktive Schwellen zwischen innen und außen und werden zu den neuen Lieblingsplätzen der Kinder.

Konstruktion und Material

Der Systembau ist als Baukasten aus großen vorgefertigten Holzelementen auf einem 1,25m-Raster entwickelt, der auf einer Betonbodenplatte aufgestellt wird. Tragende Innenwände (16cm) und Decken (22cm, Dach: 20cm) aus Massivholzfertigteilen (Brettsperrholz) bilden als feuerhemmende und holzsichtbare Elemente das konstruktive Rückgrat der Gebäude. Die Außenwände werden als Holzskelett-, und an den Stirnseiten als Holzrahmenelemente ausgebildet. Die geschlossenen Bereiche werden mit vorvergrauten Lärchenholzprofilen verkleidet. Die Flachdächer werden als begrünte Retentionsdächer ausgebildet. Die Bauzeit für den Holzrohbau verkürzt sich von der ersten zur dritten Kita von 7 auf 5 Wochen.

Ökologie

Auch im Ausbau werden nachhaltige Baustoffe verwendet. Die hölzernen Wand- und Deckenoberflächen werden weitestgehend sichtbar belassen. Einbaumöbel werden ebenfalls als Holzkonstruktionen aus 3-Schichtplatten geplant. Die Fußböden werden als schwimmender Heizestrich mit Linoleumböden hergestellt. Es wurden nur Materialien verwendet, die hinsichtlich Gewinnung, Transport, Verarbeitung, Funktion und Beseitigung eine hohe Gesundheits- und Umweltverträglichkeit sowie eine hohe Lebensdauer aufweisen. Die Baustoffe sind i.d.R. recyclingfähig oder verrottbar. Alle verwendeten Materialien wurden baubiologisch geprüft. Durch die Wahl natürlicher Materialien entstehen eine hohe Behaglichkeit und ein hoher Innenraumkomfort.