Betonoase, Berlin
Typ: Schul- und Bildungsbauten
Ort: Berlin-Lichtenberg
Bauherr: Bezirksamt Lichtenberg, Berlin
Wettbewerb: 2. Preis
Auslobung: 2016
Pläne/Perspektiven: Kersten Kopp Architekten GmbH
Aus der Sicht des Nutzers
„Hallo, ich heiße Ferdinand. Ich bin 11 Jahre alt und wohne in der Dolgenseestrasse 61. Heute ist der Tag eigentlich ganz ok, außer, dass ich noch mein Zimmer aufräumen muss und Blumendienst habe. D.h. ich soll die Blumen auf unserem Balkon gießen. Wir wohnen im 8.Stock. Von unserem Balkon haben wir eine super Aussicht. Von hier aus können wir auch sehen, ob in der neuen Betonoase – die jetzt BEO heißt – ´was los ist. Ja, tatsächlich: Ich sehe meine Clique vor dem Haus auf dem neuen Stadtplatz. Die Promenade ist auch ganz cool, denn hier treffen wir auch immer die Schüler aus der Dolgensee Grundschule gegenüber, und meistens gehen wir alle zusammen ins BEO. Jetzt gehen sie ins BEO. Oh, ich sehe sogar Sonja und Tanja auf unserer Terrasse. Wir haben im Gebäude eine eigene Terrasse, die in den Garten führt. Ich glaube, die beiden bereiten schon das Piratenfest für heute Abend vor. Am besten, ich beeile mich und rase schnell runter… Zum Glück brauche ich nur 2 Minuten, andere fahren extra mit dem Fahrrad oder dem Bus hierher, eigentlich kommen viele auch aus anderen Bezirken. Na logisch, bei uns ist auch am meisten los.
So, bin angekommen. Meine Jungs sind schon drin - und klar: Die besten Plätze auf der großen Hängematte sind schon belegt. Die Jungs grinsen mir zu. Wir haben über dem Sportraum – der übrigens auch cool ist, weil wir von den Mädels schon gleich am Eingang gesehen werden und auch sie sehen (wenn sie nicht mal wieder den Vorhang zuziehen und geheimnisvoll sein wollen) – einen extra „Abhängeraum“. Ja wirklich: Vom Sportraum führt eine lustige Sambatreppe auf die obere Ebene. Hier ist eine riesige Hängematte mit super Aussicht auf den Platz. Hier entgeht einem gar nichts. Im Haus sind sowieso ganz viele Aussichten. Eigentlich kann man von überall in alle Räume schauen. Das ist gut, dann ist unser Erzieher nicht genervt, wenn er mal alleine da ist. Und wir finden es auch cooler, weil wir mitkriegen, was alle so machen. Es gibt nämlich vieles, was man so machen kann.
Die meisten quatschen erstmal am Tresen und checken die Lage. Hier kann man schon durchs ganze Haus in den Garten gucken. Der offene Bereich ist eigentlich überall, die Architekten nennen das „fließender Raum“, und hier kann man kickern, Billard spielen und so, oder am langen Tisch Hausaufgaben machen (unser Erzieher hilft uns manchmal oder auch die großen) oder einfach erstmal chillen. Wir haben super Sofas und manchmal erhole ich mich hier einfach ein bisschen. An zwei Nachmittagen in der Woche können wir in der Werkstatt töpfern. Wir haben sogar einen eigenen Brennofen. Hier sind schon einige Weihnachtsgeschenke von mir entstanden – geht superleicht und kommt immer gut an…. Wenn kein Werktag ist, ist die Werkstatt offen zu unserem Hauptraum, es gibt da so ´ne coole Glasfaltwand. Dann gibt es noch die Medienbox. Hier stehen unsere Rechner. Jeder darf am Tag eine Stunde surfen oder Mails schreiben, mehr nicht, brauchen wir auch nicht, weil es genügend andere coole Dinge gibt. Die Medienbox wird von außen nicht gesehen (soll sicherer sein). Zur Belichtung hat sie hat ein buntes Glasdach, über dieses kommt auch zusätzlich viel Licht in den offenen Bereich.
Manchmal gehe ich auch rüber zu den Kleinen. Bei Festen sind wir sowieso alle gern zusammen. Im Alltag kriegen wir von den Kleinen fast nichts mit und sie auch nicht von uns, obwohl wir im gleichen Haus sind! Meine kleine Schwester ist oft im Familienzentrum mit Mama. Und manchmal gehe ich auch rüber oder hole sie von dort ab, wenn wir nach Hause gehen. Meine Mama trifft sich dort auch oft mit Freunden von Sarah. Die kleinen spielen dann im Garten und die Erwachsenen quatschen. Eigentlich ist es auch so etwas wie ein Stadtcafé. Der Tresen hat auch ein buntes Glasdach wie unsere Medienbox. Am Nachmittag kommen viele für einen Kaffee vorbei. Am Abend gibt es auch manchmal Veranstaltungen, denn auch im Familienzentrum ist ein cooler großer Raum für so etwas. Meine Schwester liebt die Rutsche. Erstmal muss sie etwas klettern, aber kann dann bis zu Mama und in den Garten gucken und natürlich ewig rutschen. Klettern bzw. bouldern kann man auch im Eingangsbereich unter dem großen Vordach. Das machen eher die Kleinen, aber manchmal auch ich, wenn ich meiner Schwester neue Tricks beibringen möchte.
Im Garten treffen wir uns auch manchmal. Dort gibt es einen großen Obst- und Gemüsegarten, den wir zusammen mit den Erwachsenen bewirtschaften. Die Kleinen naschen nur von den vielen Beeren…
Unser Garten ist echt cool, es gibt ein Spielfeld mit Tartanbelag und eine lustige lange Torwand mit vielen Löchern. Die sieht aus wie ein Schweizer Käse. Wir haben auch Tischtennisplatten und einen windgeschützten Grillplatz auf unserer Terrasse, gleich neben der Küche. Bei meiner Schwester im Garten gibt es viel Rasen und einige lustige Spielgeräte. Sie liebt ja die Rutsche, ich finde eigentlich die in den Boden eingelassenen Trampolins viel besser oder den Kletter-/Boulderberg. Die Erwachsenen sitzen oft auf der langen Bank, die gleichzeitig Stauraum für die vielen Gartenspielsachen ist. Die großen Bäume spenden im Sommer angenehmen Schatten. Das Haus hat viele Terrassentüren und innen und außen werden dann eigentlich eins!
In 7 Jahren werde ich schon 18, das Haus ist eigentlich nur bis 18.Jährige gedacht. Dann frage ich einfach, ob ich ein Praktikum hier machen kann oder werde Erzieher hier oder gehe in die Stadtverwaltung und kümmere mich darum, dass ganz viele coole Jugendhäuser gebaut werden.“ Ferdinand, 11 Jahre, (erfundener) Nutzer des Hauses